Madeira 3

Das große Abenteuer

Auf diesen Tag habe ich mich schon wochenlang gefreut. Ich habe den Ausflug erst hier gebucht, weil ich Bedenken hatte. Die am besten bewertete Attraktion vom Reiseveranstalter war eine Fahrt in die Berge, eine Weinprobe zu Mittag und am Nachmittag die Fahrt mit dem Schiff zu den Walen, Delphinen und Schildkröten (Ankündigung in den Prospekten).

Das teure Angebot hätte ich gleich ausgewählt, wenn ich nicht Angst gehabt hätte, nach einer Weinprobe auf das schwankende Schiff zu steigen und mit den Delphinen zu kommunizieren. Die pure Angst, dann über die Reeling zu hängen und nichts mehr zu erleben, hat mich gebremst.
Also habe ich hier im Hotel gefragt und gleich zu einem Drittel des Preises eine Fahrt mit dem Schiff gebucht. Der Transfer zum Hotel war so gleich noch dabei.

Eine sehr gute Wahl – wie sich herausstellte. Während die anderen Boote und Katamarane brechend voll waren, hatten wir einen großen Kutter mit zunächst 7 Leuten. Auf die restlichen 4 Leute haben wir noch eine Viertelstunde gewartet. Unser Schiff holte die anderen ganz schnell ein.
Das Wetter war einzigartig. Während in der höher liegenden Stadt regnete, sind wir in strahlenden Sonnenschein gefahren. Es dauerte einige Zeit, bis wir etwas vom Land entfernt zum ersten Mal langsamer fuhren, um genau aufs Meer zu schauen. Wir saßen ganz vorne am Bug. Besser ging es nicht. Ich hatte mir gerade ausgemalt, was ich zu einer riesigen Schildkröte sage, der meine Mutter vor knapp 30 Jahren auf den Galapagos-Inseln das Leben gerettet hatte, als eine junge Asiatin aufgeregte Zeichen gab, dass sie Wale gesehen hat. Das Schiff fuhr dann in diese Richtung, während der Adjutant (nennt man den so?) uns erklärte, dass es nicht so ganz einfach wäre. Diese Wale würden sich sofort verdrücken, wenn die Schiffe kommen. (Die anderen beiden Katamarane und das historische Schiff waren hinter uns.)

Da geschah das Außergewöhnliche: Drei Wale, wahrscheinlich zwei Erwachsene und ein Kind (oder sagen wir eher Jugendlicher) zeigten in 500-600m Entfernung ihren Rücken mit Flosse. Ich habe in einem irren Fotomarathon zig Bilder geschossen und kann nun auf zwei Bildern die Walsichtung nachweisen, auch wenn sie kaum zu sehen sind. (Es ist eben wie früher beim Hirschbrüllen: Man geht hin und denkt, man könnte sie hören, aber meistens ist es ein Auto oder ein Harvester im Wald.)
Leider brüllen die Wale nicht an der Oberfläche und so waren wenigstens die „Teilsichtungen“ erfolgreich.

Wie es der Adjutant gesagt hat, haben sich die Wale sehr schnell verdrückt. Aber immerhin hat er uns ein Bild vom Doppelzahnwal gezeigt. Er schien sie erkannt zu haben, auch wenn ich mich frage, woher er das wissen konnte. Andererseits hätte er uns ja auch erklären können, es sei ein Blauwal gewesen. Wahrscheinlich hätten wir es ihm auch geglaubt. Aber mit der Größe von 5m, aus einer Entfernung von 500 m gesehen, könnte hinhauen.
Zur Abkühlung für die Mutigen sind wir (ohne vorherige Ankündigung näher an die Insel gefahren, wo man kurz schnorcheln konnte, falls man eine Badehose und die Brille mit Schnorchel dabeihatte. Hatten wir nicht.

Wir haben gespannt an das Ufer geschaut und gerätselt, welche prähistorische Fundstelle dort liegt und was man wohl gerade ausgraben würde. Nach der Abfahrt erfuhren wir: Es war kein Schatz aus der Zeit von Kolumbus, sondern eine große Tomatenzucht

Nachdem wir nun schon zwei Stunden unterwegs waren, sind wir eine Stunde an unzähligen Hotels mit jeweils schwarzem Strand oder Steilküste vorbeigefahren – meist Bettenburgen aus der Zeit vor 30 Jahren. Da erschien uns unsere Unterkunft oder gar der Koserower Strand wie ein Paradies.

Nach diesem bewegenden Abenteuer wurden wir wieder ins Hotel gebracht und haben zu etwas belegteB Brot eine Büchse portugiesisches Bier eingepfiffen, sowie ein paar teure Früchte leergelöffelt.

Zum Glück werden wir keine Wertung abgeben müssen. Wir stufen die Attraktion so ein wie eine Rundfahrt auf dem Achterwasser von Usedom, nur dass es dort schon nach zwei Stunden vorbei ist.
Wie man auf Schildkröten stoßen soll, wenn man mit dem Schiff ein wenig hinausfährt, werde ich mich nun bis zu meinem Lebensende fragen. Es bleibt also immer noch spannend 🙂 Bis morgen!