Aus der Provence in die Camargue

Durch die Provence war es wirklich eine traumhafte Fahrt. Auch diese Mal haben uns die Fahrradfahrer erstaunt, wie sie bei starkem Wind auf die Höhe von 2000 Metern ohne Zusatzmotor strampelten. (Ein paar wenige haben schon geschummelt.)  Aber was uns dann erwartete war schon extrem:
Niemals hätte ich gedacht, dass man mitten in Europa in eine derart entlegene Gegen kommen kann, in der im besten Fall das Telefon geht, aber Daten gar nicht mehr zu empfangen sind.
Da wo die großen Industrieanlagen schon die große Stadt Marseille ankündigten, war es nicht schön. Der verbrannte Rasen, die kahlen Gegenden mit riesigen Raffinerien wirkten zunächst nicht einladend. Um so erstaunter waren wir, als wir in die Ortschaften und  ins Quartier kamen. Es wirkte zunächst wie ein Traum. Ebenso das Meer. Man kann dort ganz alleine sein und über Kilometer hinweg keine  Menschen sehen. Das Wasser und die Wellen sind einzigartig. (Allerdings musste man erst einige Kilometer zwischen den Salzwiesen in der brennenden Sonne dorthin laufen.) Viele weiße und rosa Flamingos stakten in den ganz flachen Gewässern. 

Wir hatten auf den ersten Blick ein sehr schönes Quartier. Das dazu gehörige Restaurant hatte Mittags geöffnet und bot ein großartiges Essen an. Ich habe mich auf den gemütlichen Abend gefreut, vielleicht im Kerzenlicht bei einem guten Glas Wein, Obst, Fisch und viel Gemüse.
Aber zu diesem schönen Abend kam es nicht. Ich habe schnell  verstanden, warum das Restaurant nur mittags geöffnet hat. Sowie sich gegen Abend der Wind legte, musste man den Strand schleunigst verlassen. Wenn man stehen blieb hörte man schon ein bedrohliches Summen über den Salzwiesen, das immer näher kam. Kein Autan hilft. Es sind einfach zu viele kleine Mücken, die die Stelle finden, an der man sich nicht genügend eingeschmiert hat oder sie stechen einfach durch das Hemd hindurch. Beim kleinen Franz war man nur noch bemüht, ihn vor Stichen zu bewahren. Trotz der angenehmen Temperaturen vor dem Haus hielt man es nicht aus.
Man fragt sich, wie das die Tiere aushalten. Für uns war es keine schöne Gegend mehr. Auch das Haus schaffte man kaum mückenfrei zu halten. 

So nahmen wir uns vor, am kommenden Tag nach Marseille zu fahren und dort das Restaurant zu besuchen, das weltbekannt ist für seine Bouillabaisse. Ich habe es schon einmal im Fernsehen gesehen und Stefan wusste, wie man hinkommt.
Auch hier musste man noch ein ganzes Stück über bizarre Felsen klettern, bis man ans Ende der kleinen Halbinsel kam, wo das Restaurant lag. Neben dem Restaurant war ein kleiner Hafen, durch den die Ware herkam wurde und in dem man auch baden konnte. 

Leider konnten wir die berühmte Fischsuppe nicht probieren. Man muss sie vorbestellen und die Fischer müssen auch die nötigen Fische frisch gefangen haben. Das ursprüngliche Essen der Fischer wird hier im Geschmack wohl zur Perfektion gebracht. Wir haben es uns auch so schmecken lassen. Es war gutes Essen, aber – wie ich fand – an diesem Tag nicht unbedingt spektakulär. Nur die Rechnung war extrem spektakulär. (Wir hatten gedacht, dass sich der Preis auf den ganzen Fisch bezog und nicht auf die einzelnen Portionen.) Dagmar hatte großzügig zum Essen eingeladen und wir waren froh, dass die Zahlung mit Karte möglich war, denn das mitgebrachte Geld hätte kaum gereicht. Aber man muss so etwas ja mal probiert haben und weiß dann, wenn man frischen Fisch aus der Ostsee zubereitet, dass der durchaus mithalten kann. 

Während die anderen noch verschiedene Stationen auf dem Heimweg machen konnten, mussten Dagmar und ich schnell wieder nach Hause fahren. Die Schnellbacher Kirmes wartete auf mich. Wir haben in Le Baux vorbeigeschaut und wollten dort die Präsentation von Leonardo da Vinci im Bergwerk ansehen. Aber schnell war klar, dass es keine  Sinn machte anzustehen. Wir wären nicht hinein gekommen. Die Vorbestellung war ja wegen der fehlenden Datenverbindung in der Camargue nicht möglich. 
Also haben wir uns ein paar köstliche Salate und Baguettes für unterwegs gekauft und sind auf recht freien Autobahnen in der Nacht nach Hause gefahren. Man glaubt es nicht, wie klein unsere Welt ist. Eigentlich ist das Mittelmeer nicht weit weg von Seligenthal 🙂 .