
Kurze Entschlüsse sind meist die besten. Wir haben bis Freitag in Apolda geschuftet. Die Räume sind erst einmal sauber. Sie müssen noch gestrichen werden.
Also haben wir uns am Sonnabend auf die Reise gemacht und sind in die Schweiz gefahren. 1983 war ich schon mal am Thunersee und ich dachte, es lohnt sich, das nach so langer Zeit wieder einmal zu sehen. Außerdem schien es mir die ideale Zwischenstation nach Frankreich zu sein. Wir sind in Thun ohne Probleme angekommen. Wir waren etwas zu spät, um eine kleine Rundfahrt zu machen. Also haben wir uns dem Rat des Eisenbahners angeschlossen, mit dem Zug nach Interlaken und dann mit dem Schiff zurück zu fahren. Nachdem ich fast 110 € bezahlt hatte, kamen mir leise Zweifel, ob es die beste Idee war. Was habe ich damals die Häuser am Ufer und auf den oberen Wiesen bewundert und bestaunt. Ich war mir sicher, es gäbe nichts besseres auf unserer Erde. Heute sieht man vieles mit anderen Augen. Erstmal sind wir ahnungslos auf das obere Deck gegangen. Nach einer Viertelstunde wurden wir relativ energisch auf das untere Deck verwiesen, da sich oben nur die erste Klasse aufhalten dürfe. Einen Aufpreis wollten wir aber auch nicht zahlen.
Und heute sehen die Häuser doch anders aus. Irgendwie sieht man eher manche Massenansiedlungen der oft gleichen Häuser. Sie sind nicht nebeneinander wie bei uns, sondern übereinander gebaut. Zudem merkt man auch, dass es manche große Investruine wahrscheinlich schon für einen Franken zu kaufen gibt, wenn sie jemand im neuem Glanz erstrahlen ließe…
Es war dunkel, als wir wieder an Land waren. Wir sind dann in unser spartanisches Quartier gefahren mit Toilette und Dusche auf dem Flur. Es war alles mit Holz ausgekleidet und hatte den Charm einer Jugendherberge oder Berghütte. (Hier in Frankreich haben wir etwas preiswerter Zimmer mit (!) Frühstück, traumhaftem Ausblick und Sanitär an Bord 🙂 .
Aber wir haben erfahren, dass ein Münchner Koch nach viel Stress und zwei Insolvenzen hier seinen Frieden gefunden hat, weil er sich nicht mehr „totarbeitet“.
Das Essen schien uns dann doch zu teuer. Die Leute waren aber extrem freundlich.
Am Morgen haben wir dann gesehen, weswegen solche Gasthäuser trotzdem gut laufen, auch wenn es unzählige in der Nachbarschaft gibt. Der Winter bringt es mit Skischule, Lift und Wanderangeboten.
Immerhin habe ich auf der harten Matratze doch einige Stunden geschlafen, obwohl ich viele Turmuhrschläge mitgezählt habe. Auch Dagmar hat sich gut von der langen Fahrt erholt.